Jugendarbeit ist geprägt von der Begegnung junger Menschen, die sich in Gruppen mit ihren Themen, Interessen, Bedürfnissen und Wünschen auseinandersetzen. Als ehemalige Pfadfinderin beim VCP Rottenburg sind mir die gemeinsamen Planungen des jährlichen Sommerlagers und der Herbstfreizeit in lebendiger Erinnerung geblieben. Jugendarbeit wird von außen oftmals als „schön“, „nett“ und „spaßig“ beschrieben. Dabei gerät in Vergessenheit, dass Jugendarbeit gesetzlich als gleichrangiger Bildungs- und Erziehungsbereich in der Jugendhilfe verankert ist. Jugendarbeit trägt dazu bei, dass junge Menschen Fähigkeiten für die soziale, kulturelle und politische Teilhabe entwickeln können. Darüber hinaus schafft Jugendarbeit Zugänge für die Entfaltung von Talenten und fördert die Umsetzung eigener Ideen.

Das Jahr 2022 war für mich von einem gemeinsamen „Aufatmen“ des ehren- und hauptamtlichen SJR-Teams geprägt. Im Frühjahr war absehbar, dass wir den Übergang von digitalen zu offline Formaten aktiv angehen konnten. Die Zukunftswerkstatt, im Rahmen des Projekts Jungsein in der Kommune, konnte bereits in Präsenz stattfinden und war für die Jugendexpert*innen ein richtiges Erlebnis. Sich vor Ort zu begegnen, gemeinsam mit anderen zu überlegen, zu diskutieren und Antworten auf gemeinsame Fragen und Bedarfe zu finden, fühlte sich großartig an. Auch die ehren- und hauptamtlichen Jugendarbeiter*innen sowie die Besucher*innen des 20-jährigen SJR-Jubiläums freuten sich über ein persönliches Wiedersehen im Rahmen der Jubiläumsfeier.

Ebenso für die Jugendlichen, die sich im Rahmen der kommunalen Jugendbeteiligung engagierten, kam die Öffnung der Jugendarbeit einem Befreiungsschlag gleich. In Begleitung von Helene Schächtele, Jugendreferentin für Jugendbeteiligung, organisierte eine Gruppe junger Menschen den ersten Christopher Street Day in Herrenberg. Eine weitere, großartige Veranstaltung war das Jugendforum in der Stadthalle. Die Begegnung junger Menschen aus allen weiterführenden Schulen Herrenbergs birgt das Potential, dass gemeinsame Interessen und Ideen im Vordergrund stehen und unabhängig von dem schulischen Hintergrund verbindend zwischen jungen Menschen wirken. Ein Ziel des Jugendforums ist es, junge Menschen, unabhängig von formalen Leistungsanforderungen, zu motivieren sich für ihre Themen einzusetzen und damit ihr Lebensumfeld in Herrenberg aktiv mitzugestalten.

Die Vereinsbesuche und -kontakte unserer Verbandsjugendreferentin Annelie Brandl nahmen im Jahr 2022 wieder Fahrt auf. Dabei zeigte sich jedoch auch, dass die Jugendarbeit in den vergangenen zwei Jahren gelitten hat. Digitale Formate sind eine Alternative, jedoch kein Ersatz für Gruppenstunden, Trainingseinheiten und Proben vor Ort. Durch die Organisation zusätzlicher JuLeiCa-Seminare und durch individuelle Beratung konnten wir die gestiegenen Bedarfe der Vereine decken. Die bedarfsorientierte Ausrichtung der Qualifizierungsreihe benötigte dabei zusätzliche zeitliche und finanzielle Ressourcen. Doch unseren hauptamtlichen Mitarbeiter*innen ist es wichtig, dass wir kein JuLeicCa-Programm für „die Tonne“, sondern für die ehrenamtlichen Jugendarbeiter*innen anbieten. Wir messen unseren Arbeitserfolg nicht an der Bereitstellung eines vielfältigen Angebots, sondern an der tatsächlichen Nutzung des Qualifizierungsangebots durch die ehrenamtlichen Jugendabeiter*innen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Jahr 2022 von sehr vielen besonderen und großartigen Momenten geprägt war. Doch dort, wo Licht fällt, entstehen auch Schatten. Dazu gehören für den SJR-Vorstand sowie für mich als Geschäftsführerin die noch immer ungesicherte finanzielle Situation des Dachverbands. Im Rahmen unserer Satzung sind vielfältige Ziele und Aufgaben festgelegt worden. Um die Ziele „Stärkung des Ehrenamts“, „Demokratiebildung“ sowie „Jugendpolitische und Jugendkulturelle Interessensvertretung“ zu erreichen, benötigt der SJR ein Budget, dass die Kontinuität der satzungsgemäßen Arbeit sowie des Auftrags „Umsetzung der kommunalen Jugendbeteiligung“ sicherstellen.

Für viele Projekte ist der SJR in der Lage zusätzliche Mittel zu akquirieren, doch diese dienen als „Zuschuss“ und damit als Ergänzung zur Regelfinanzierung. Die Regelfinanzierung muss durch die Kommune sichergestellt werden, da Zuschüsse diese nicht ersetzen können.

Ich bedanke mich bei meinem ehrenamtlichen Vorstandsteam, unserem ehrenamtlichen IT-ler und den Mitarbeiter*innen des Stadtjugendrings. Durch Euer Engagement, Eure Bereitschaft zur Veränderung und die notwendige Portion Mut und Kreativität ist es gelungen, die SJR-Mitglieder in ihrer Tätigkeit zu stärken sowie die Projektgruppen der Jugendbeteiligung bei ihren Themen zu unterstützen.

Stefanie Hiesel

Geschäftsführerin